A. Zemlinsky: Lyrische Symphonie

Basel 2008

Text: Peter Hirsch

Alexander Zemlinsky - Freund und Verehrer G.Mahlers, Lehrer und Schwager A.Schönbergs, dessen kompositorische Entwicklung, liest man, er nicht mitmachen konnte oder wollte. Das ist so richtig wie falsch. Angesichts solcher Werke wie der „Lyrischen Symphonie“ oder etwa des 2.Streichquartetts Zemlinsky als konservativ im Sinne von ‚zurückgeblieben‘ zu bezeichnen, ist schlechterdings unmöglich. Wie er die einzelnen Gedichte und ihre dramaturgischen Forderungen gerade auch in ihrer Disparatheit zu einer symphonischen Großform verschmilzt, zeugt von einer formalen Meisterschaft, die an Mahler sowohl gemahnt wie über ihn hinausgeht. Der Ausdrucksgestus des rezitativischen 6.Gesangs etwa reicht weit über die Wiener Schule hinaus in eine musikalische Zukunft, die es so gar nicht gegeben hat. Ganz auf der Höhe seiner Zeit reflektiert Zemlinskys Musik die Beschäftigung mit der menschlichen Psyche, und die Autenzität, mit der das geschieht, garantiert seiner Musik Aktualität bis heute. Das Medium dieser Erkundungen im weiten Land der Seele ist der Klang; Klang nicht als Ornament oder bloße Farbe sondern als unmittelbares Gestaltungsmittel, als seismographische Aufzeichnung innerer Vorgänge.
Zemlinsky emigrierte 1938 in die USA, wo er 1942 vereinsamt starb (lediglich D.Mitropoulos veranlaßte und realisierte noch eine Aufführung der „Sinfonietta“). Auch nach dem Krieg war er für Jahrzehnte so gut wie vergessen. War die Verfolgung durch die Nationalsozialisten so „erfolgreich“? Oder gibt es doch so etwas wie eine „subkutane“ Wirkung von Kunstwerken?

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